Wir haben uns überlegt wie wir auf einem sicheren Weg zur Salar de Uyuni gelangen können, ohne alles zu überfliegen und vielleicht noch das ein oder andere vom Land zu sehen. Da rund um La Paz alle Straßen blockiert waren, sahen wir die einzige Option nach Sucre, die Hauptstadt von Bolivien zu fliegen, um dann weiter mit dem Bus in Richtung Westen zur Salzwüste zu kommen. So unsere Theorie - aber wenn wir eins in Bolivien gelernt haben, dann war es, dass alles anders kommt als gedacht und man muss stets flexibel sein, um auf die aktuelle Situation zu reagieren. Die Airlines haben sich jedenfalls gefreut, aber dazu später mehr!
Sucre ist eine wunderschöne Stadt, die gerne auch als die "Weiße Stadt" bezeichnet wird mit Ihren unzähligen Kirchen und verträumten Gassen die zum Verweilen einladen. Wir erfreuten uns nach La Paz, hier auf 2790 m an dem milden Klima und den zahlreichen Sonnenstunden im November. Wir hatten ein schönes Zimmer bei unserem Hostel Besitzer Moi, der auch wie sich später herausstellte ein sehr guter und passionierter Koch ist. Das Sucre sehr viel zu bieten hat, was die Geschichte, Tradition und Kultur angeht merken wir schnell. Wir starteten am Hauptplatz von Sucre, dem Plaza 25 de Mayo. Dieser Platz ist zweifellos einer der schönsten in ganz Bolivien. Umgeben von wunderschönen Kolonialbauten lädt er zum Verweilen unter den alten Bäumen ein. Hier direkt am Platz liegt das Casa de la Libertad. Wohl das geschichtsträchtigste Gebäude in ganz Bolivien neben dem Gerichtshof. Das „Haus der Freiheit“, ist jener Ort, an dem im Jahr 1825 der Vertrag zur Unabhängigkeit unterzeichnet und damit der Staat Bolivien geschaffen wurde. Diesem Umstand ist der Werbeslogan von Sucre als Geburtsstätte Boliviens zu verdanken: Sucre, donde nacio Bolivia - Sucre, wo Bolivien geboren wurde. Wir hatten eine Führung durch die verschiedenen Räumlichkeiten, wie zum Beispiel das Zimmer des Vizekönigs, der Saal der Abgeordneten und der Unabhängigkeits-Saal. Sehr interessant und empfehlenswert!
Danach ging es weiter zum mercado central. Hier erwartet einem eine bunte Vielfalt an Farben und Gerüchen. Man kann alles möglich an Obst, Gemüse, Fleisch, Textilwaren finden. Das absolute Highlight für uns waren die frischgepressten Säfte 😋. Man konnte sich alle Sorten an Früchte kombinieren lassen und bekam auf Nachfrage auch immer noch einen Nachschlag… hhhhmm einfach lecker und gesund. Mein Tipp: Cocos, Banane und Ananas! Unser Mittagessen nahmen wir meistens im Markt zu uns. Es war gut, reichlich, traditionell und günstig. Was will man mehr? Hier ließen wir uns zum Beispiel die bekannte Sopa de Maní schmecken. Eine Erdnusssuppe mit verschiedenem Gemüse und Rindfleisch-Einlage. Die Frauen boten in einer Halle mit 20 Ständen alle das Gleiche an und schrien, als Sie uns "Gringos" entdeckten, um die Wette.
Als extremes Gegenteil genossen wir an einem Abend ein vorzügliches 6-Gänge Menü mit bester Qualität und Geschmack. Hier aß das Auge mit, für umgerechnet 32 € für zwei Personen inklusive verschiedener Getränke waren wir dabei. Sucre hat für jeden Geldbeutel und Gaumen etwas zu bieten.
Wir haben uns entschieden die bolivianische Küche noch intensiver kennenzulernen und bei unserem Hostel Besitzer einen Kochkurs mitzumachen. Da eh wenig Touristen in der Stadt unterwegs waren, hatten wir einen "Privatkochkurs". Einfach genial… Wir starteten mit Ihm zusammen einen Einkauf auf dem etwas weiter entfernten Mercado Campesino. Hier besorgten wir Kartoffeln, getrocknete Paprika, Käse und vieles mehr, was wir für unseren Kochkurs benötigten. Ganz nebenbei gab es dann noch eine "Foodtour" und wir bekamen erklärt, dass die Bolivianer fünfmal am Tag essen! Unglaublich… und dann auch noch immer mit reichlich Kohlenhydraten. Übrigens gibt es in Bolivien etwas was dem Pfälzer Schwartenmagen sehr ähnlich kommt 😉. Wir staunten nicht schlecht.
Am Abend zauberten wir dann mit Moi unser Drei-Gänge-Menü. Als Vorspeise gab es verschiedene Kartoffeln mit Salat und leckerem Käse. Als Hauptgang das traditionelle Gericht Mondongo. Schweinelende und Kotelett mit eingekochtem Mais, dazu eine leckere Salsa aus Paprikaschoten... einfach köstlich. Als Nachtisch bereiteten wir eine Art bolivianisches Tiramisu vor mit Brownies, die wir in eine Mischung aus Kaffee und Singani (einem typischen Schnaps) tunkten und abwechselnd mit Sahne in ein Glas schichteten. Also, es war genauso lecker wie es klingt und absolut empfehlenswert. Er hat uns neben dem Kochen auch noch einiges über die Traditionen der Einheimischen erklärt und war für jede Frage offen.
Die Stadt bietet neben vielen Kolonialbauten und Kirchen auch "Grüne Oasen" und Plätze zum Verweilen, wie zum Beispiel der Parque Boliviar, die grüne Lunge der Stadt mit dem Eifelturm in Kleinformat. Sehr schön war auch der Aussichtspunkt Recoleta. Von hier oben hatte man einen tollen Blick auf die Stadt und den Sonnenuntergang.
Der Friedhof von Sucre ist ein absolutes Muss während einem Aufenthalt. Die wunderschöne, grüne und reich bepflanzte Anlage lädt zu einem Spaziergang im Schatten ein. Die Gräber sehen zum Teil ganz anders aus als bei uns. Hier findet man in die Höhe gebaut, ein Fenster neben dem anderen wo sich dann das Bild und ein letzter Gruß für den Verstorbenen befinden. Oft sah man auch ein kleiner Wasserkelch, damit der Verstorbene auf seiner Reise auch etwas zum Trinken hat. Es gab auch ein Bereich, wo die Babys und Kleinkinder bestattet waren. Jeder bekam gefühlt ein Grab, sogar ein Säugling, der nicht einmal ein Tag alt war… Ein sehr bewegender und emotionaler Moment für mich.
Ein weiterer Ausflug führte uns mit dem Bus zum Parque Cretácico. Wem die Jurrasic Park Filme nicht genug Dino-Feeling sind, der ist hier genau richtig. Hier befinden sich mehr als 5000 sehr gut erhaltene Fußabdrücke von unterschiedlichsten Dinosaurierarten. Die Spuren entstanden im Staub rund um ein Wasserloch und wurden dann über Jahrmillionen konserviert. Die Schichten wurden dann durch die lokale Zementfabrik entdeckt und für Forscher und Besucher zugänglich gemacht. Absolut beeindruckend und wo hat man schonmal die Chance, echte Dinosaurier Spuren zu sehen.
Wir warteten über das Wochenende auf einen Bus, der uns weiter nach Uyuni bringen sollte. Leider vergebens… es ging gar nichts mehr rund um Sucre außer in Richtung Flughafen von wo wir ja kamen. Zu diesem Zeitpunkt bestanden im ganzen Land etwa 70 Straßensperren, die ein Weiterkommen unmöglich machten. Nach langem hin und her bissen wir in den sauren Apfel und flogen zurück nach La Paz, also in Richtung Norden, um dann wieder in den Süden aufzubrechen. Ja wie man sieht, ist die Situation in Bolivien alles andere als einfach und Reise-freundlich. Naja wir haben dann das Beste daraus gemacht und vor unserer Nacht am Flughafen - ja es war nicht erholsam und ziemlich kalt - eine Fahrt mit der berühmten Teleférico unternommen und den Blick über die Stadt im Sonnenuntergang genossen. Wir waren sehr glücklich, dass wir nochmal die Chance bekamen und die Bahnen mittlerweile wieder fuhren.