Nachdem wir uns aus dem Herzen der Anden wieder in niedrigere Gefilde aufgemacht haben, sind wir in der weißen Stadt Arequipa angekommen. Die Stadt ist nicht nur für ihre sillar-Steinbauten bekannt, sondern auch eine Hochburg der politischen Mitwirkung, was sich all abendlich in kleineren und größeren Protesten und Kundgebungen - alle friedlicher Natur - zeigte.

Die Stadt liegt am Fuße mehrerer Vulkane von denen der ein oder andere auch mal brodelt. Der wohl bekannteste Vulkan Misti ist das Wahrzeichen der Stadt und quasi auf jedem Panorama mit dabei. Während unserer Zeit in der Stadt waren auch religiöse Festlichkeiten. Dieses Fest wurde in Arequipa mit einer großen Prozession und anschließender Feier begangen. Das Fest wird in vielen Straßen gefeiert bei denen die Anwohner einfach Tische und Bänke auf die Straße stellen und aller Hand leckerer Köstlichkeiten grillen und kochen. Auch zum Trinken gibt es eine Spezialität. Ehe wir uns versahen, saßen wir zwischen den Einheimischen und tranken mit ihnen zusammen ponche, ein frischer Fruchtpunsch mit Ananas, Orange, Gewürzen und jede Menge Anisschnaps 🤪.

Doch das eigentliche Highlight für uns kam erst noch. Von Arequipa starteten wir eine zweitägige Tour in den Cañón del Colca, einer der tiefsten Canyons der Welt. Auf dem Weg zum Canyon machten wir außerdem noch in unwirklichen Mondlandschaften halt, die durch das Lavagestein der Vulkane, Wind und Wetter bizarre Formen bilden. Auch die Tierwelt in der Region ist eine ganz besondere. In dieser Gegend leben nicht nur die für uns bereits bekannten Alpacas und Lamas, sondern auch ihre wilden Artgenossen die Vicuñias. Auch in diesem Gebiet hat man immer Sicht auf verschiedene Vulkane, die zeitweise auch rauchten und dampften.

Nach einer sechsstündigen Fahrt kamen wir gegen Abend im Colca Tal an und genossen die ersten Ausblicke in das riesige Tal. Unser Ausgangspunkt für die Aktivitäten des folgenden Tages war genau der Übergang zwischen dem breiten Tal und dem zerklüfteten und steilen Canyon. An dieser Stelle hat sich der Inhaber unserer Travelagentur niedergelassen und ein kleines Hotel aufgebaut. Betrieben wird das Hotel ausschließlich von Einheimischen des kleinen Dorfes Pinchollo, die sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Am folgenden Tag hatten wir dann das langersehnte Glück Kondore zu beobachten. Anfänglich starteten wir den Tag am Cruz del Condor, welcher der Hauptaussichtspunkt für die meisten Touristen darstellt. Allerdings blieb der Blick Kondor-frei, sodass wir uns nach etwa einer dreiviertel Stunde Warten auf unsere Fahrräder schwungen, um nach Cabanaconde zu radeln. Während wir uns den ersten Anstieg hoch quälten (immerhin noch über 3000 m), war es dann soweit. Die ersten Kondore ließen sich in der Morgensonne blicken! Noch besser wurde es dann am Mirador de Tapay. Von hier aus konnten wir die riesigen Vögel mit einer Spannweite von bis zu 3 Metern im Tiefflug über unsere Köpfe brausen sehen. Eine sehr majestätische Erfahrung.

Am Mittag stiegen wir von unseren Rädern ab und machten noch eine kleine Tour zu Fuß durch die Flora und Fauna des Canyons. Neben Kakteen in allen Größen und Formen ist die Artenvielfalt unter den Vögeln einmalig im Canyon. Außerdem kamen wir an vielen alten Inkaterrassen und -häusern vorbei, die auch heute noch von den Einheimischen genutzt werden. An dieser Stelle wurde auch klar, woher der Canyon seinen Namen hat. Colca ist in Quechua ein Ausdruck für Speicher. So waren die kleinen Steinhäuser die Lagerstätten für alle Art von Lebensmittel im wohl größten Labor der Inkas. Hier wurde durch unterschiedliche Terrassenformen und Höhenunterschiede der Anbau von vieler Getreide- und Gemüsesorten erforscht.