Nach einer langen Fahrt mit dem Nachtbus kamen wir in der wunderschönen Stadt Cusco an. Cusco, die einstige Hauptstadt des Inkareiches liegt auf ca. 3300 m. Neben vielen archäologischen Stätten ist die Stadt vor allem durch seine spanische Kolonialarchitektur bekannt. Wir haben die Stadt auf uns wirken lassen und bei einer Free Walking Tour viele interessante Eindrücke gewonnen.

Cusco ist der perfekte Ausgangspunkt für unsere erste Mehrtages-Tour die wir geplant haben, um zu guter Letzt den Machu Picchu zu erklimmen. Aber auch abseits der ausgetretenen Touristenpfade gibt es sehr viel zu entdecken.

Písac

Den Anfang haben wir in Písac, einer einstigen Inkafeste gemacht. Der gleichnamige Ort und die archäologische Anlage liegen im Valle Sagrado, dem heiligen Tal der Inka. Die Feste ist über einen kompletten Bergrücken verteilt und musste von uns erst einmal im Regen erklommen werden. Doch sobald wir die ersten Schritte durch die Anlage machten, kam die Sonne raus und beleuchtete das gigantische Tal und die uralten Gemäuer in einem mystischen Licht. Für uns war es sehr überraschend wie wenig Touristen den Weg zu dieser großen Inkastätte gefunden haben - um so besser für uns. Eine sehr schöne und kostengünstige Alternative zum Machu Picchu: 5 Soles für die Fahrt mit dem Collectivo von Cusco nach Písac und die Kosten für das boleto turistico, welches noch für viele andere Attraktionen in und rund um Cusco genutzt werden kann.  

Lares Trek

Nachdem wir uns ein paar Tage in Cusco akklimatisiert hatten, ging es mit unserer ersten größeren Wanderung los. Als alle anderen im Hostel noch schlummerten, klingelte unser Wecker um 3:45 Uhr. Wir wurden im Dunkeln bei strömenden Regen von unserem Trekking-Team abgeholt. Im Kleinbus mit insgesamt sieben Personen ging es dann los in Richtung Lares Tal. Neben uns beiden war noch Lisa aus England als Pax mit an Board. Das einheimische Trekking-Team bestehend aus Mauro unserem Guide, Lorenzo unserm Küchenchef, Bernando dem Sous-Chef und José dem Horseman (Zuständig für Packmulies und -pferde) lagen mehr oder weniger schlafend oder Coca-Blatt kauend ebenfalls in unserem Bus.

Richtig wach wurden erst alle, sobald wir uns dem Abra de Lares, einem Pass auf 4400 m näherten. Der Regen wandelte sich zunächst zu Schnee und die Landschaft wurde zusehends weißer. Als dann aber die Serpentinen steiler wurden, mussten wir unplanmäßig halt machen, da sich vor uns ein Gaslaster quergestellt hatte. Aufch für den etwas verdutzten, peruanischen Motorradfahrer in Gummistiefel war die vereiste Fahrbahn alles andere als ein Kinderspiel. Schneeketten oder auch Winterreifen sind hier weder Pflicht noch vorhanden. Unser Glück war der Gegenverkehr, der letztlich eine Spur für uns bahnte, die gerade so ausreichte um mit Anschieben die Steigung und damit den Pass zu bewältigen. Am Pass angekommen machte unserer Fahrer erleichtert ein Kreuzzeichen und sprang komplett aufgelöst aus dem Wagen, um ein kurzes Stoßgebet in der komplett eingeschneiten Kapelle zu halten.

Mit einiger Verspätung erreichten wir dann unser erstes Ziel: die heißen Quellen von Lares. Nach einer Stunde aufwärmen in den sprudelnden Quellen mit bis zu 48 °C heißem Wasser für das ganze Team, starteten wir unsere drei-tägige Wanderung durch das Lares Tal. Zwischenzeitlich entspannte sich auch das Wetter, sodass wir nur noch mit Nieselregen und Wind beglückt wurden. Die Stimmung in der Gruppe war trotzdem gut und wir erfreuten uns der Quiswarani Wasserfälle die durch den ganzen Regen noch schöner anzusehen waren. Vorbei an den letzten Vorposten der Zivilisation kamen wir dann an unserem Tagesziel der grünen Lagune an, wo wir unser erstes Nachtlager aufschlugen. In der Nähe der Lagune besuchten wir Sylvia und ihren Vater in ihrem bescheidenen Zuhause. Das Haus besteht genau aus einem Raum in dem gekocht, geschlafen, gewohnt und gelacht wird. Stolz erzählte die 25-jährige, dass sie seit diesem Jahr von der Regierung über eine Stromleitung mit Elektrizität versorgt werden. Das einzige Endgerät scheint die mit Ruß bedeckte Energiesparlampe zu sein. Diese ist aber auch bitter nötig, denn die Hütte der Familie auf knapp 3700 m, ist komplett dunkel, sobald die Sonne untergeht. So sitzen wir zwischen quiekenden Meerschweinchen auf Alpaka Fellen und lauschen der, für uns komplett fremden Quechua Sprache. Unserer Guide Mauro, ebenfalls in einem kleinen Andendorf groß geworden, ist unser Dolmetscher und vermittelt zwischen den komplett unterschiedlichen Kulturen. Für uns ist es unfassbar wie man in diesen Umständen leben und sogar glücklich sein kann. Doch trotz der großen Armut, sind die Menschen hier auf eine gewisse Weiße sehr reich. Sie können komplett autark und im Einklang mit der Natur leben. All unsere Probleme und Alltagssorgen wirken auf einmal sehr klein und unwichtig.

Nach dem ersten Tag mit vielen spannenden Eindrücken ging es am zweiten Tag ins Volle. Zum einen hatten wir den höchsten Pass mit 4700 m vor uns, zum anderen waren die Wetterbedingungen denkbar schlecht, da es die ganze Nacht durchregnete und wir nicht 100 % wussten, ob die Orientierung im Schnee möglich sein wird. José machte am frühen Morgen eine erste Erkundung und konnte uns grünes Licht geben, da der Schnee durch den Regen zurückgegangen war. So starteten wir hoffnungsvoll in den langen Tag. Während des Aufstiegs konnten wir sogar ein paar trockene Stunden und fasst schon Sonnenschein genießen. Als wir auf Passhöhe angekommen waren, wurden wir aber von einem Schneegestöber überrascht und waren heilfroh über die Erfahrung und die Orientierung unserer Guides. Beim Abstiegt zum zweiten Lagerplatz wurden wir dann noch ganz besonders für das Durchhalten belohnt. Wir konnten an einer Bergkette zwei Kondore beobachten, wie sie sich in der Thermik der Nachmittagssonne über die gigantische Berglandschaft gleiten liesen. Auch bei unserer zweiten Rast durften wir in das Leben der Andenbewohner eintauchen. So waren wir im kleinen Andendorf Cancha-Cancha bei Josés Frau eingeladen und haben ihr beim Wolle spinnen zugesehen. Außerdem ist sein Sohn Elisban ein sehr begabter Frisbee-Spieler 😉.

Nach einer weiteren Nacht im strömenden Regen konnten wir am nächsten Tag trockenen Fußes und bei Sonnenschein zu unserem Ziel Huaran absteigen. Dort bereiteten wir alle zusammen das Essen vor - dieses Mal gab es die peruanische Form von Oigscherrdes mit unterschiedlichsten Kartoffel- und Gemüsesorten sowie Meerschweinchen, eine Delikatesse die nur an Feiertagen auf den Tisch kommt. Für uns eine besondere kulinarische Erfahrung 😁.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in den Salzterrassen bei Maras ging es dann nach Ollantaytambo. Von hier aus fuhren wir mit der Inca-Rail zum Touristen Hotspot Aguas Calientes. Wir waren wieder in der Zivilisation und in dem touristischen Wahnsinn, der hier auf den Straßen abgeht angekommen. Der Kontrast zu den drei Tagen davor bei dem wir keinem Touristen begegnet waren hätte nicht krasser ausfallen können. Wir übernachteten hier, um dann am nächsten Morgen frisch gestärkt den Machu Picchu zu erkunden.

Machu Picchu

Am Machu Picchu selbst wurden wir mit bestem Wetter für die Strapazen der letzten drei Tage belohnt. Zusätzlich hatten wir noch den Aufstieg zum knapp 3000 m hohen Montaña Machu Picchu ergattern können. Am Tag dürfen diesen Berg maximal 400 Personen erklimmen. Auch wenn wir am Ende wirklich sehr platt waren, sind die Eindrücke und die Ausblicke auf jeden Fall jede Inkastufe wert 😅.