Es ist drei Uhr nachts. Der Wind peitscht über das Dach des Refugios Frey. Es ist dunkel und kalt im Matratzenlager auf 1750 Metern. Zum tosenden Wind hört man nur das sonore Schnarchen in einer Handvoll Schlafsäcken. Zu dieser Jahreszeit beginnt erst die Saison für Bergsteiger und Wanderer. Man fühlt sich irgendwie heimelig und sicher in der kleinen Hütte, die an einem Bergsee liegt; eingebettet in die raue Gebirgslandschaft des Cerro Cathetral.

Am Tag zuvor hatten wir den traumhaften Aufstieg vom Largo Gutiérrez bis zur Hütte zurückgelegt. Der Pfad windet sich durch ein märchenhaftes Tal mit uralten Bäumen, Bambus und einem glasklaren Gebirgsfluss bis hin zu einem malerischen Wasserfall. Auch wenn der erste Tag nicht ganz so fordernd war, trieb uns die Sonne den Schweiß auf die Stirn.

Der zweite Tag bot einiges an Herausforderungen für uns zwei. Die Strecke, die wir uns herausgesucht hatten, klang auf dem Blatt recht unspektakulär mit 300 hm und knapp 10 Kilometern. Doch nachdem wir die Informationsstelle des Nationalparks aufgesucht hatten ("Mucha nieve este invierno") wurde schon klar, dass wir den Tag über beschäftigt sein würden. Zunächst ging es die ersten Stunden aus dem Talkessel hoch zum Largo Schmoll der noch teilweise mit Schnee und Eis bedeckt war. Dabei war der eigentliche Weg bzw. dessen Markierung unter Schnee bedeckt, sodass wir unseren Aufstieg mehr oder weniger selbst durch die Steinfelder finden mussten. Doch zum Glück waren wir nicht die allerersten die den Pass in dieser Saison erklommen, sodass wir die ein oder andere Spur als Fährte für halbwegs stabilen Schnee nutzen konnten. Trotz allem war dabei Vorsicht geboten, da kleine Bäche unter dem Schnee vor sich hin gluckerten oder auch größere Felsformationen den Schnee zum Schmelzen brachten.

Nachdem wir den Aufstieg gut überstanden hatten, staunten wir nicht schlecht über das Pass-Panorama über den Parque Nacional Nahuel Huapi.

Der zweite Teil des Tages, bisher als einfach und flach vermutet, wurde dann nochmal alles andere als langweilig. Dieses Mal war es zwar kein Schnee, der einem das Leben schwer machte, stattdessen ist die Traverse alles andere als flach. Im Gegenteil ging es die nächsten zwei Stunden alle paar Meter hoch und runter über mannigfaltige Formen von Felsen, Geröll und Gestein. Dabei hatten wir im wesentlichen nur eine Hand voll rote Punkte zur Orientierung. Ein Weg oder ein Pfad eher Fehlanzeige.

Heilfroh diese Passage überstanden zu haben, freuten wir uns auf der anderen Seite das Skigebiet und damit einen Lift für die 1000 hm Abstieg vorzufinden. Die Berichte und auch das Refugio hatten uns zuvor glaubhaft gemacht, das wir diesen Abschnitt in der Luft schwebend zurücklegen können. Doch oben angekommen sackte uns das Herz in die Hose als wir zwar das Skigebiet, aber keinen Lift in Aktion vorfanden. Zur Motivationslage kam auch dazu, dass wir quasi kein Wasser mehr dabei hatten. Doch in diesem Moment der Entrüstung erschien aus dem Tal ein roter Punkt, der langsam größer werdend als Gondel erkennbar wurde. Das Aufatmen war entsprechend groß als sich rausstellte, dass wir "nur noch" das Skigebiet bis zur anderen Seite durchqueren mussten, um die Bahn zu erreichen. Ende gut, alles gut!

Wenn man die Natur in Kombination mit Draußen-Aktivitäten liebt, dann ist man hier Bariloche im Paradies angekommen. So haben wir uns zumindest gefühlt. Man findet hier neben einem sehr stylischen und modernen Stadtkern mit hippen Geschäften und schön anzusehenden Häuserfassaden (im Schweizer Stil), direkt am See gelegen, eine fantastische Bergwelt mit türkisblaue, glitzernde Seen. So klar, dass man jeden einzelnen Fisch hätte mit der Hand fangen können... wären Sie nicht so flink gewesen 😊. Also für uns war es perfekt und können den Abstecher nach Argentinien nur wärmstens empfehlen. Nach einem Stadtbummel und einer ersten Orientierung haben wir uns aufgrund von unseren zwei "Rudolf-Nasen", ja wir haben uns wohl in den kalten Nächten von Patagonien ein bisschen erkältet, dafür entschieden keine Rafting- oder Kajak-Tour zu machen, sondern wandern zu gehen und ich wollte unbedingt mal wieder reiten 🐴. Diese beiden Wünsche haben wir uns auch prompt erfüllt. Wendy konnten wir bei unserem netten Campingplatz-Besitzer, bewacht stehen lassen. Darüber waren wir auch sehr froh, denn Bariloche ist leider auch dafür bekannt, dass Camper gerne am helllichten Tage aufgebrochen und alle Wertsachen geklaut werden. Das wollten wir natürlich vermeiden. Unser Campingplatz lag außerhalb, mitten im Grünen an einem Fluss mit ganz vielen Tieren (🐶🐈🐔🦢🦜) um uns herum. Am Anfang waren die vielen großen Hunde in Südamerika gewöhnungsbedürftig. Vor allem für Daniel... aber mittlerweile würde ich sagen, hat er sich gut mit Ihnen arrangiert und ist der Erste beim Knuddelalarm 😋.
Ich habe mir zum Nikolaus mal selbst ein Geschenk gemacht... und habe auf einer typischen Hazienda auf einem Criollo Pferd, die bekannt sind für diese Region, ein Ausritt gemacht. Da wir noch am Anfang der Saison sind, hatte ich das Glück, eine Privattour zu haben und genoss den Ritt durch die Landschaft mit Blick auf die Schneebedeckten Berge... was will ein Reiterherz mehr?!

Die Grenzüberfahrt war übrigens ganz entspannt und gar kein Problem. Wir hatten nur das Gefühl, dass Sie es mit den Zetteln und Stempeln leicht übertreiben... ein Zettel wurde insgesamt dreimal gestempelt und geprüft 🤪. Aber gut, nach 20 Minuten waren wir mit unserer Wendy in Argentinien. Der Camper wurde gar nicht durchsucht. War in diesem Fall uninteressant. Die Fahrt zurück nach Chile war dagegen etwas strenger und unser Van wurde genauer inspiziert. Die Zitrone, ein Stückchen Ingwer und die nicht abgekochten Eier mussten wir zurücklassen. Ein Drogenhund durfte dann auch noch alles beschnuppern. Wir wurden für gut befunden und durften passieren... ufff hat zum Glück alles gut geklappt 😉.