Ein Teil, auf den wir uns bei unserer Reise besonders gefreut haben, ist es mit dem Camper Patagonien zu bereisen. Also machten uns mit Wendy (unserem Camper) auf in ein Abenteuer entlang der Carretera Austral. Diese 1350 km lange Straße verläuft durch das chilenische Patagonien von Puerto Montt bis nach Villa O'Higgins. Dass die Straße bis heute noch nicht ganz fertiggestellt ist und man überall mit unvorhergesehenen Vorkommnissen rechnen muss, haben wir schnell gemerkt. Aber gerade das machte die Sache spannend.

Unsere rund 14-tägige Fahrt begann mit einem Abstecher zum Vulkan Osorno den wir bereits vor Bariloche besucht hatten, wenn auch bei dichtem Nebel und Regen. Der längst erloschene Vulkan zeigte sich dieses Mal von seiner sonnigen Seite und wir konnten die Aussicht vom Vulkan über den See Llanquihue und auf den aktiveren Nachbarn Calbuco, der zuletzt 2015 wach wurde, genießen.

Der eigentliche Startpunkt der Carretera Austral ist die für patagonische Verhältnisse sehr große Stadt Puerto Montt. Für uns war es hier vor allem an der Zeit unsere Vorräte aufzufüllen und Wäsche zu waschen da es ab jetzt nur noch durch kleinere Städte und Dörfer geht. Sehr lohnenswert empfanden wir einen kurzen Abstecher in den Angelmo Hafen, der etwas außerhalb in der Stadt liegt. Hier kann man das bunte Treiben sowohl an Land zwischen den unzähligen Marktständen für Fisch und Meeresfrüchte genießen oder auch eine kleine Hafenrundfahrt auf dem Wasser machen. Wir haben hier auch unseren Mate-Kürbis erstanden und direkt eingeweiht!*

Voll bepackt machten wir uns dann auf für die ersten Kilometer und erkundeten die patagonischen Regenwälder im Alerce Andino Nationalpark. Von hier aus ging es dann auf die erste Fährfahrt. Die Straße in den Süden von Patagonien ist immer wieder unterbrochen durch Fjorde was die Fährverbindungen notwendig machen. Es ist zwar das Ziel der Regierung die Straße komplett durchgängig fertigzustellen, allerdings ist das Unterfangen sehr schwierig. Für uns waren die Fährfahrten immer eine willkommene Abwechslung, da man vom Wasser einen weiteren spannenden Eindruck von der mystischen Landschaft bekommen kann.

In Hornopirén mussten wir zu unserem Glück ohne Reservierung nur einen Tag warten bis die nächste Fähre fuhr. Da der kommende Fährabschnitt der längste ist, muss man in der Hochsaison auf jeden Fall reservieren, um nicht tagelang festzusitzen.

So genossen wir die Zeit an einem wunderschönen Strandabschnitt und hatten am Nachmittag bei Ebbe die Möglichkeit Miesmuscheln frisch vom Felsen zu pflücken mit der Sonne im Rücken. Nach einer längeren Putzaktion ging das Kochen relativ schnell und wir genossen unsere leckere Vorspeise mit Zitrone und Salz… frischer geht es wohl kaum 😉. Am nächsten Morgen setzte der Platz am Meer noch eine Schippe drauf und präsentierte uns zum Frühstück, Delfine die im Wasser spielten und nach Futter suchten. Es war unglaublich schön, ja fast unwirklich. Während wir unsere Pancakes mit Nutella und frischem Obst genossen, kam eine einheimische Frau mit ihrem kleinen Sohn vorbei. Sie fragte uns ganz interessiert über unseren Camper und die geplante Reise aus und war sichtlich begeistert. Wir boten dem kleinen Racker einen Pancake an und bekamen kurzerhand von seiner Mutter ein paar frische Brötchen und leckere Stachelbeeren mit auf unsere Reise! Wir waren mal wieder total überrascht und begeistert von der Gastfreundschaft der Chilenen. So gut gestärkt und verpflegt machten wir uns auf zum nächsten Abschnitt.

Ursprünglich wollten wir (vor allem Daniel) den Ort Futaleufú für einen Rafting-Ausflug besuchen. Das kleine verschlafene Örtchen scheint dafür ein Mekka zu sein, sodass sich ein Anbieter neben dem anderen am Dorfplatz aufreiht. Leider ist der ganze Spaß davon abhängig wie viel Wasser der Fluss führt und kann nur bei einem gewissen Pegel durchgeführt werden. Wie wir später von den Guides erfuhren, ist nicht die Natur verantwortlich für den Wasserstand, sondern ein von Menschenhand gesteuerter Staudamm auf argentinischer Seite. Das damit verbundene Elektrizitätswerk steuert bedarfsabhängig wie viel Wasser den Fluss hinunter rauscht. In unserem Fall viel zu viel, sodass wir auf einen ruhigeren Abschnitt mit dem Kayak ausweichen mussten. Trotz allem gab es hier allerhand zu erleben 😅. Bei der für Anfänger gedachten Tour hatten wir alle Hände oder besser gesagt Ruder voll zu tun im Boot und über Wasser zu bleiben. Leider klappte das nicht immer, sodass Maren im 5°C kalten Wasser baden musste. Doch der Neopren-Anzug wärmte dabei und unsere Guides waren schnell zur Stelle und halfen um den Badespaß so kurz wie möglich zu halten. Belohnt wurden wir dann am Abend mit einem der schönsten Stellplätze bisher. Inmitten von Arktislupinen am Fluss inklusive wunderbaren Sonnenuntergang. Was will das Camperherz mehr ❤🏕🏞☀!

Was wäre Patagonien ohne seine Gletscher. Das Patagonische Inlandeis ist das größte Eisschild außerhalb der Antarktis. Unsere ersten Gletscher-Begegnungen machten wir mit zwei Hängegletschern im Pumalín und im Queulat National Park.

Auch wenn die Ruta 7 schon sehr viel besser ist als wir erwartet hatten. Gibt es doch einige Stellen die sowohl Material als auch Fahrer auf Herz und Nieren prüfen. So zuckelten wir im Dauerregen mit Tempo 25 (Blick dem Tod ins Auge) über so manche schlaglochübersäte Piste. Spannend sind auch die Baustellen die Teilweise zu temporären Vollsperrungen führen. In unserem Fall von 13 bis 17 Uhr aufgrund von Sprengarbeiten.

So eine Strecke macht Hunger deswegen Nothalt mit Erste-Hilfe Grillaktion 😋.

Ein Highlight für uns liegt Nahe dem Ort Puerto Rio Tranquilo im zweitgrößten See Lago General Carrera bzw. Lago Buernos Aires (Die beiden Nachbarländer Chile und Argentinien konnten sich wohl nicht auf einen neutralen Namen für den See einigen). Die Capillas de Mármol sind Marmorschichten die durch Wind und Wetter geformte, bizarre und atemberaubende Gebilde im See zutage fördern.

Nachdem wir die Gletscher bereits aus sicherer Entfernung kennengelernt hatten, ging es dann auf Tuchfühlung. Bei einer Eiswanderung auf dem Glaciar Exploradores konnten wir das erste Mal die Gletscher und ihre gigantischen Ausmaße aus nächster Nähe erleben. Aber auch sehr traurige Tatsachen wurden uns von unseren Guides erklärt. Die Gletscher Patagoniens sterben aufgrund des Klimawandels. Sie gehen davon aus, dass in fünf Jahren der von uns besuchte Gletscher in dieser Form nicht mehr existiert. Teilweise schmilzt das Eisschild 11 Meter in einem Jahr und das in der Vertikalen!

Langsam aber sicher wurde es für uns Zeit einen Plan für den Grenzübertritt nach Argentinien zu machen. Da sich die Weihnachtsfeiertage und unser Ziel dafür auf der anderen Seite der Grenze in El Chaltén befand, hatten wir zwei Möglichkeiten von Chile und der Ruta 7 Abschied zu nehmen. Entweder die weitere aber mit Tankstellen gut versorgte Route über Chile Cico am Lago entlang oder die etwas abenteuerlichere aber landschaftlich sehr vielversprechende Variante südlicher durch den Parque National Patagonia über den Paso Roballo. Nachdem wir sowohl von Einheimischen als auch von anderen Touristen gutes über die Straßen- bzw. Schotterqualität gehört hatten, machten wir uns mit Zusatzkanister ausgestattet auf die knapp 200 km lange Etappe über den Pass. Der Kanister diente dabei vor allem für das gute Gewissen, da die nächste Tankstelle nach Berichten nicht immer mit Treibstoff versorgt sei. Um keine ungewollte Wartepause in der argentinischen Pampa einlegen zu müssen, planten wir, dass wir die Reise bis zur nächsten gesicherten Spritquelle fortsetzen können, was nochmal 250 km mehr bedeuteten. Wir wussten zwar das wir auf Asphalt sicher 500 km Reichweite hatten, wie das auf Schotter mit Steigung aussehen sollte, war für uns aber neu. Letztendlich haben wir dank viel Rückenwind und Schneckentempo keinen Tropfen vom Ersatzkanister benötigt. Würden aber jedem empfehlen einen mit an Bord zu haben auch, wenn es offiziell nicht gestattet ist damit die Grenze zu übertreten. Allerdings interessierte das an der Grenze am Pass niemanden. Die Natur und Wildnis die wir auf der drei Tage langen Fahrt erleben durften war wirklich unbeschreiblich vielseitig. Da lassen wir an dieser Stelle einfach mal die Bilder sprechen.

Ein Detail sei auf jeden Fall noch hervorgehoben: Es gibt in Patagonien Dubbeschobbe! Ein Exemplar konnten wir bei unserer Nacht im Nationalpark in freier Laufbahn in der Küche des Rangers beobachten. Er versicherte uns, dass das Glas definitiv chilenischer Herkunft ist und keinerlei pfälzische Vorfahren hat. Noch dazu wird typischerweise Bier aus dem Glas getrunken! Sachen gibts!

* Leider gibt es von dieser Zeit (noch) keine Bilder – irgendein Informatiker hat das mit den Backups nicht ganz so ernst genommen :-/