Bekannt als das Mekka für Wanderbegeisterte aus aller Welt, schmiegt sich der Ort El Chaltén in Argentinien an ein bekanntes Bergpanorama mit Königen, die um die Wette aus dem Boden in die Höhe ragen und um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen… wie der Cerro Torre oder der Fitz Roy und der Rest scheint im Schatten dieser Giganten zu stehen… einfach fantastisch!
Wir wählten El Chaltén aus, als unser Aufenthaltsort über Weihnachten. Als wir uns näherten, wurden wir zunächst mit grauem Himmel und strömendem Regen begrüßt aber wir hatten Glück und am Nachmittag riss der Himmel auf und wir wurden mit dem berühmten Bergpanorama begrüßt, dass man hier von jeder Postkarte kennt. Wir waren motiviert und begaben uns vom Informationscenter des Nationalparks aus auf einen kleinen Anstieg mit bestem Blick auf das Tal, die kreisenden Condore, den Ort und natürlich den Fitz Roy… einfach ein magischer Moment.
Der kleine Ortskern selbst war mit den Touristen, die hier Weihnachten verbringen wollten, leicht überfordert. Das merkte man an der ein oder anderen Stelle, wie zum Beispiel dem Geldautomaten an dem man vier Tage kein Bargeld bekommen konnte… ein Hoch auf die Kreditkarte sonst hätten wir alt ausgesehen. Ein anderes Beispiel war die kleine Postfiliale. Hier versuchten wir mehrmals Briefmarken zu kaufen aber die Dame, die alleine hinter dem Tresen das Weihnachtsgeschäft abwickeln musste, war leicht überfordert und erzählte uns bei jedem Besuch sie habe das Paket mit der Briefmarkenlieferung noch nicht ausgepackt… die Arme!
Die kommenden Tage waren sehr nasskalt und windig. Deswegen waren wir sehr froh für zwei Nächte über Weihnachten ein Cabaña gebucht zu haben. Eine Art Appartement mit kleiner Küchenzeile und eigenem Bad und vor allem mit einem grooooßen Bett 😁. Das war perfekt und wir konnten es uns fast so gemütlich machen wie in unserer Wendy 😉.
El Chaltén bietet eigentlich alles was wir neben den tollen Wanderungen gebraucht haben, nette Geschäfte, stylische Bars und gute Restaurants. Also hier konnte man sehr gut ein paar Tage verbringen. Wir entschieden uns dann zunächst dazu ein paar kleinere Wanderungen zu unternehmen, wie z.B. zum Aussichtspunkt mit Blick auf den wolkenverhangenen Cerre Torre für insgesamt 3 Stunden oder zum Glacia Huemul. Dieser Gletscher ist wie vieles andere auch nach dem Hirsch benannt der hier im Nationalpark lebt aber den man nur sehr selten und mit viel Glück zu Gesicht bekommt. Die Wanderung war als leicht und gemütlich beschrieben überraschte uns aber mit dem kompletten Gegenteil. Es ging eigentlich stetig bergauf und am Schluss mussten wir uns an einem Seil entlang zum Gletscher vorkämpfen. Dazu kam noch der eisig kalte Wind und der Regen die um die Wette peitschte.
Das war aber nicht die einzige Überraschung… die Straße, die wir fuhren, ging entlang eines Flusses. Der Wasserstand war so hoch, dass die Straße an manchen Stellen komplett überflutet war und unsere Wendy eine gratis Unterbodenwäsche bekam😂. Also ein gemütlicher Spaziergang durch die Wingert in der Pfalz am ersten Weihnachtsfeiertag ist was anderes.
Am 25. Dezember gingen wir Abends noch in die kleine Kirche im Ortskern. Hier würden wir wie viele andere Touristen und Besucher vom Pfarrer (in Wanderschuhen) herzlich empfangen und gleich Mal befragt, wo wir denn alles hingewandert sind und wo wir herkommen. Es war eine gemütliche Atmosphäre und ein Weihnachtsgottesdienst auf Spanisch mit entsprechenden Liedern hat man auch nicht alle Tage. Obwohl wir gerne noch eins mehr am Schluss gesungen hätten… das Singen hielt sich in Grenzen 😉.
Am 26. Dezember entschieden wir uns, weil das Wetter einigermaßen mitspielte, für eine größere Tour zur Lago de los Tres. Insgesamt ging die Wanderung acht Stunden mit 750 Höhenmetern. Klingt von der Steigung her nicht so wild, wenn diese allerdings in den letzten zwei Kilometern einen Anstieg von 400 macht, ist das etwas anderes. Die Route führte uns in ein malerisches Tal mit Panoramablicken auf der ganzen Strecke.
Am Ende mussten wir noch über Holzstege, die durch ein Seengebiet führten und dann ging der knackige Teil los. Leider wurde es in diesem Abschnitt auch voller was aber auch logisch war. Hier sammelten sich die Wanderer für den letzten Anstieg und manche kamen auch schon wieder zurück. Also hatten wir auf unserem letzten steilen und vor allem felsigen Stück viel Gegenverkehr. Oben angekommen mit zwei Gesichtern so rot wie eine Tomate, genossen wir dann den Blick auf die türkisfarbene Lagune und konnten die Berge im Hintergrund mit der dichten Wolkendecke nur erahnen. Aber trotzdem für uns total lohnenswert. Wir machten eine kurze Pause und stärkten uns bis dann schlagartig das Wetter schlechter wurde und wir uns schneller als gedacht auf den Rückweg machten. Wenn es sich am Gletscher zuzieht, sollte man nicht Verweilen. Das Wetter in Patagonien ist unberechenbar!
Müde und glücklich ging dann unser zweiter Weihnachtsfeiertag und unsere Zeit in El Chaltén zu Ende. Die letzte Nacht verbrachten wir nochmal auf dem freien Campingplatz mit traumhaften Blick auf die Berge. Abends bekam wir dann noch Besuch von einem Tier, dass man normalerweise eher in den Bergen findet und zwar von einem Gürteltier. Es hoffte auf den ein oder anderen spendablen Camper 😄. Weiter ging unsere Reise nach El Calafate zum berühmten Perito Moreno Gletscher aber dazu im nächsten Beitrag mehr.