Wir machten uns auf in Richtung Norden nach Huaraz. Das Mekka für Wanderungen liegt in der etwas weniger touristischen Region Ancash. Da unsere Wanderschuhe bislang noch nicht so viel zu tun hatten in Peru und es uns in den Fingern juckte, konnten wir es kaum erwarten den ersten Berg zu erklimmen!

Um Zeit zu sparen, entschieden wir uns für den Nachtbus und fuhren 8 Stunden in sehr bequemen Sitzen nach Huaraz. Der Service an Bord war zu unserer Überraschung sehr gut, nur mit den Geräuschen des andauernd schallenden Fernsehers und der Klimaanlage hatten wir etwas zu kämpfen, aber das wurde im Laufe der Nacht erträglicher. Trotzdem kamen wir ziemlich übernächtigt an und mussten uns mit unseren Backpacks zunächst durch die Auswahl an Taxifahrern, die am Ausgang des Busterminals auf uns warteten, kämpfen.  

Huaraz liegt auf etwa 3100 m und wir haben auf unserer Fahrt einen Pass von 4000 m überquert. Dieser Höhenunterschied ging natürlich nicht spurlos an uns vorbei. Wir hatten mit den ersten Anzeichen von der Höhenkrankheit zu kämpfen, wie Kopfschmerzen und Benommenheit. Aber das sollte erst der Anfang unserer Anstrengungen sein...

Die Stadt an sich ist sehr ursprünglich und mit Lima was z.B. die Sauberkeit und die Armut betrifft überhaupt nicht zu vergleichen. Der Kontrast an Gerüchen, den Einheimischen mit Ihren Trachten und Tüchern mit denen Sie alles transportierten, dem Lärm, den Hunden auf der Straße und Ihre Hinterlassenschaften, die überall zu finden waren, musste von uns erstmal aufgesaugt und verarbeitet werden. Das war alles sehr spannend und wir konnten es kaum erwarten uns durch die Märkte zu wühlen. Ein besserer Einblick bekommt Ihr in unserem kurzen Video (kann Spuren von pfälzischer Aussprache enthalten 😉)

Hier werden die Hühner am Hals aufgehängt und auf der Straße verkauft oder das am Stück gegrillte Schwein, auf einem Wagen, zwischen den dutzenden hupenden Taxis die Straße entlang gefahren. Es gibt eine tolle Auswahl an frischem Gemüse und Obst zu unheimlich günstigen Preisen, ganz zur Freude von uns. Der Gemeinschaftsbereich von unserem Hostel lud zum Entspannen ein und war mit seinen Hängematten eine willkommene Ruheoase inmitten dieser quirligen Stadt.

Nun kommen wir aber zu dem Punkt warum wir eigentlich hier waren... die spektakulären Wanderungen zu den Gipfeln der Codelliera Blanca. Unsere Touren waren relativ schnell gebucht, denn Touranbieter gibt es hier wie Sand am Meer. Wir entschieden uns für einen Ausflug zum Pastoruri Gletscher auf 5000 m Höhe. Dieser liegt im Huascarán Nationalpark und ist unter anderem auch bekannt für seine Anzahl seltener Puya Ramundi. Diese gehören zu den Riesenbromelien und blühen nach 100 Jahren mit geschätzten 20.000 Blüten einmal um dann zu sterben. Wir fuhren zunächst entlang des Rio Santa, bis zum Ort Pachacoto, wo es dann direkt auf einer holprigen Piste in den Nationalpark ging. Auf der linken Seite die Cordillera Blanca und auf der rechten Seite des Flusses die Cordillera Negra. Die Flora und Fauna im Nationalpark ist unbeschreiblich schön und man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten. Absolut empfehlenswert! Der Aufstieg war kurz mit ca. 50 Minuten, hatte es aber dennoch in sich. Man darf nicht unterschätzen, dass der Sauerstoffgehalt in der Luft auf einer Höhe von 5000m nur noch etwa Hälfte beträgt und das merkt man. Da hilft nur noch viel trinken und Coca-Blätter kauen, so wie es die Bewohner der Anden andauernd machen. Oben am Gletscher angekommen ist der Ausblick fantastisch und wir verweilten für eine kleine Brotzeit. Aber nicht zu lange, denn es war wirklich s*** kalt 😉. Wem der Aufstieg zu anstrengend war, konnte auch auf Pferde umsteigen die einem zum Gletscher transportierten. Das kam für uns natürlich nicht in Frage und durch die Atmung der Tiere habe ich auch gleich gemerkt, dass es selbst für die Pferde die diese Höhe gewöhnt sind, wortwörtlich kein leichter Spaziergang war mit den Touristen auf dem Rücken. Der Guide erzählte uns, dass die Tiere nur für 3 Jahre diesen Job machen können durch die extreme Höhe... was danach mit Ihnen passiert, konnten wir nicht so wirklich aus Ihm herauskitzeln. Diese Tour war für uns ein gutes Höhentraining und die erste Erfahrung in diesem Bereich.

Am nächsten Tag stiegen wir um 3:45 Uhr aus den Federn um eine Ganztagestour zur berühmten Laguna 69 zu machen. Eine smaragdgrüne Lagune im Nationalpark Huascarán. Wer gerne in der Natur und abseits der größeren Städte unterwegs ist, muss auch mit den Schlaglöchern ,den ausgewaschenen Straßen und dem Geholper zurechtkommen. Da kann es einem schon mal schlecht werden. Aber gut was macht man nicht alles für ein paar unvergessliche Erlebnisse und Ausblicke 😉. Zunächst ging die Wanderung durch ein grünes, saftiges Tal, vorbei an Bäumen die sich lustig schälen, Rinder und Schafen. Alles sehr idyllisch fast wie in einem Märchenwald. Es dauert aber nicht lange bis die Serpentinen und unser Geschnaufe und Gepuste mehr wurden 😊. Wir schraubten uns den Berg hoch vorbei an Wasserfällen und immer begleitet von spektakulären Ausblicken auf die verschneiten Gipfel der Anden. Wir mussten immer mal wieder eine Pause machen zum Verschnaufen, obwohl ich ein Tempo hatte wie eine "Tortuga" 🐢 - mehr ging einfach nicht. Während dem Aufstieg kam nach einer weiteren steilen Serpentinenstrecke ein Plateau mit einem kleinen See und ich freute mich schon oben angekommen zu sein. Wir merkten aber gleich an der Farbe und anhand des Schildes Laguna 69 - 1 hora, dass das noch nicht alles war an Höhenmetern und an Strecke... meine Enttäuschung ist auf einem Beweisfoto gut zu erkennen.

Im letzten Anstieg legten wir dann noch schlappe 400 Höhenmeter zurück bis wir dann endlich die surreal wirkende, milchig blaue Laguna 69 erreichten. Es war unbeschreiblich schön und die schroffe, umliegende Bergwelt mit den Wasserfällen machten den Moment perfekt. Leider hatten wir oben an der Lagune nicht mehr allzu viel Zeit, weil wir ja noch den Abstieg von 2 Stunden einplanen mussten, bis unser Bus zurück nach Huaraz fuhr. Das sich ständig wechselnde Wetter von Sonnenschein, eisigem Wind, Regen und Graupel machte es uns nicht leichter, aber wir würden es jedem empfehlen. Diese Tour gehört bislang zu unseren absoluten landschaftlichen Highlights in Peru. Es ist unglaublich, wie vielfältig dieses Land ist, gerade auch was die Landschaft la naturaleza angeht.